TTC kommt gestärkt aus der Krise
Der Südhessen-Morgen berichtet von der Generalversammlung
Langsam gehen den Verantwortlichen die Superlative aus. Hinter dem Tischtennisclub Lampertheim (TTC) liegt einmal mehr das „erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte“: fünf Aufstiege bei acht Herrenmannschaften, Meisterschaften und Pokalsiege.
Doch der Verein boomt nicht nur sportlich. Keinen einzigen Austritt hatte der TTC in den vergangenen Monaten zu verzeichnen, im kommenden Jahr geht es mit der Rekordanzahl von 16 Mannschaften an den Start. Und das mitten in der Corona-Krise. „Das“, sagte Sportwart Jens van gen Hassend bei der Generalversammlung, „muss uns erstmal jemand nachmachen.“
Wie viele andere Vereine auch hat der TTC die Möglichkeit der Stadtverwaltung ergriffen und das Foyer der Hans-Pfeiffer-Halle kostenlos für seine Jahreshauptversammlung genutzt. Allein der Besuch zur Versammlung zeigte: Der TTC lebt. Etwa die Hälfte aller Aktiven des 120-Mitglieder starken Vereins waren gekommen. Und noch etwas machte deutlich, wie es um den TTC bestellt ist. Selten genug kommt es vor, dass ein Verein problemlos alle Vorstandsämter besetzen kann. Beim TTC meldeten sich nun sogar Mitglieder freiwillig und spontan zur Mitarbeit. Sowohl Florian Koth (Besitzer, Organisation) als auch Christopher Luft (Beisitzer, stellvertretender Jugendwart) signalisierten ihre Bereitschaft, einen Vorstandsposten zu übernehmen und wurden einstimmig gewählt. Der im Amt bestätigte Schriftführer Christian Knüttel musste sogar die Satzung herauskramen und überprüfen, wie viel Besitzer das Regelwerk zulässt. „Das habe ich in all meinen Jahrzehnten im Verein auch noch nicht erlebt“, stellte das langjährige Mitglied Helmut Landgraf fest.
Bestens aufgestellt: der Vorstand um den TTC-Vorsitzenden Uwe van gen Hassend (Mitte, hinten)
Keine Überraschung gab es indes auf den restlichen Posten. Vereinschef Uwe van gen Hassend übernimmt für zwei weitere Jahre das Ruder. Er geht, inzwischen mit dem Landesehrenbrief ausgezeichnet, in sein 27. Geschäftsjahr als Vorsitzender. Im Vorstand wirkt er schon seit 1981 mit. An seiner Seite agieren weiterhin Stefan Schäfer (Stellvertreter) und Karl-Heinz Schmitt (Kassenwart). Das Trio steht seit nunmehr 16 Jahren unverändert an der Spitze des TTC Lampertheim. Van gen Hassend sieht sich damit zwar „gut gerüstet“ für die Zukunft, will aber gleichzeitig einen Verjüngungsprozess im Vorstand einleiten. Mit Kevin Stass soll ab dem kommenden Frühjahr ein Nachfolger für Kassenwart Schmitt langsam eingearbeitet werden. Gelungen ist das bereits auf dem Posten des Sportwarts. Dort hat van gen Hassend Unterstützung aus der eigenen Familie bekommen. Sohn Jens engagiert sich inzwischen, hat für den Verein alle Hygiene- und Trainingskonzepte zur Wiederaufnahm des Spielbetriebs ausgearbeitet.
„Wir durften als einer der ersten Vereine in Lampertheim wieder in der Halle trainieren“, berichtete er. Seitdem seien praktisch alle zwölf Platten, die der Verein unter Einhaltung der Abstandsregeln in der Sedanhalle stellen kann, dauerhaft besetzt – trotz vorheriger Anmeldung. Die Krise und der Lockdown scheint für den Lampertheimer Verein auch eine Chance zu sein.
Zur kommenden Saison, die schon am Wochenende beginnt, hat der Verein zwei zusätzliche Herrenmannschaften und eine zusätzliche Jugendmannschaft gemeldet. „In der Rückrunde kommt vielleicht noch ein Schnupperteam dazu“, kündigte Uwe van gen Hassend an. „Das“, so der Chef, „hatten wir seit 15 Jahren nicht mehr.“ Auch im ganzen Kreis seien die Jugendzahlen eigentlich rückläufig. Finanziell hat das „Corona-Jahr“ die Platten-Asse vor größere Herausforderungen gestellt. Etwa die hessischen Meisterschaften für Senioren, die der Verein ausgerichtet hätte, wurden zwei Tage vor Beginn abgesagt. „Es könnte sein, dass wir auch die nächste Saison ohne größere Veranstaltung überstehen müssen“, prognostizierte van gen Hassend. Das entspräche etwa 20 Prozent des Etats, die dann fehlen würden.
Wermutstropfen in einem sonst erfolgreichen Jahr bleibt die Tatsache, dass der TTC noch immer kein festes Vereinslokal gefunden hat. Die Mitglieder trauern außerdem um ihren Ehrenvorsitzenden. Norbert Kilian war am 11. Juni im Alter von 68 Jahren verstorben.
© Südhessen Morgen, Donnerstag, 27.08.2020