Ein Kommentar von Claudio Palmieri (Südhessen Morgen) zur Saison des TTC Lampertheim:
Nach nur einer Saison steigt der TTC Lampertheim aus der 2. Tischtennis-Bundesliga ab. Das ist bitter, geht aber mit vielen positiven Erkenntnissen einher. Die wichtigste: Der Klassenneuling, der vor der Runde laut einer ligaweiten Umfrage als erster Absteiger galt, hat es auf Anhieb geschafft, eine konkurrenzfähige Truppe auf die Beine zu stellen – und das, obwohl der Club bis weit in die Schlussphase der Drittliga-Saison 2023/24 zweigleisig planen musste. Die starke Siegesserie zum Abschluss garantiert einen Abschied mit erhobenem Haupt.
Verein kann überregionale Marke werden
Mit dem „Abenteuer 2. Bundesliga“ hat der TTC südhessische Sportgeschichte geschrieben. Das war schon im Spätsommer abzusehen, als der Ried-Verein die Vorrunde des DTTB-Pokals überstand – und im Achtelfinale dem Erstligisten Bad Homburg um Olympia-Silbermedaillengewinner Kristian Karlsson alles abverlangte. Mit Martin Buch Andersen stand dabei auch beim TTC ein Olympia-Teilnehmer an den Platten. Den Dänen hatte Lampertheim einst in der Regionalliga entdeckt. Ligakonkurrent 1. FC Köln kam mit dem deutschen Spitzentalent Andre Bertelsmeier und Tobias Hippler. Beide schlagen künftig in der TTBL auf.
Es besteht daher kein Zweifel: Die Saison 2024/25 wird als jenes Jahr in die Historie eingehen, in der es der kleine TTC mit der Tischtennis-Elite von heute und morgen aufnahm. Nach Kanu-Ass Max Lemke, der in Paris zweimal Olympia-Gold holte, und Fußballtorwart Marius Müller, der im Frühjahr sein Bundesliga-Debüt feierte, hat die Stadt Lampertheim nun auch endlich einen Sportverein, der sich anschickt, zu einer überregionalen Marke zu reifen.
Rahmenbedingungen werden schwieriger
Ob der TTC jemals wieder zweitklassig spielen wird, muss sich indes erst noch zeigen. Der bestens vernetzte Club-Vorsitzende Uwe van gen Hassend ist zwar guter Dinge, dass die komplett neu formierte Mannschaft in der 3. Bundesliga Nord sofort unter den ersten fünf Teams mitmischen kann. Die Rahmenbedingungen werden allerdings immer schwieriger.
Noch kann der TTC in Spielergesprächen mit weichen Faktoren punkten. Kameradschaft, eine tadellose Spieltagsorganisation, eine selbst für Zweitliga-Verhältnisse außerordentliche Fan-Basis und der gute Ruf des Vereins als Sprungbrett für Talente – diese Argumente ziehen. Gegen Mannschaften, die Großsponsoren oder zahlungskräftige Fußball-Bundesligisten hinter sich wissen, droht aber auf lange Sicht ein Kampf mit stumpfen Waffen.
Mit Abstand kleinsten Etat
In Liga zwei hatte Lampertheim den mit Abstand niedrigsten Etat. Der vom Land Sachsen gesponserte und letztlich überlegene Kellerkonkurrent Hohenstein-Ernstthal verstärkte sich im Winter mit zwei Top-Spielern. Von solchen Möglichkeiten kann der TTC nur träumen.
In der 3. Liga messen sich die Spargelstädter künftig unter anderem mit der Frankfurter Eintracht, die dem Vernehmen nach oben angreifen will. Ein einziger Anruf in der Chefetage der Fußball AG würde dort wohl genügen, um dieses Ziel auch zu erreichen.
Quelle: Südhessen Morgen